Südafrika ist raus aus der WM – als erstes Gastgeberland überhaupt in der Ges
chichte der Fußball-Weltmeisterschaft. Wie schade. Auch wenn der Fußballverstand kaum etwas anderes erwarten ließ - nachdem ich die gelbgrüne Freude hinter den Vuvuzelas gesehen habe, wollte ich auch an das so oft zitierte Wunder glauben. Und eine Halbzeit lang sah es ja auch tatsächlich so aus,
chanel 2.55, als würde das geschehen.
Jetzt aber habe ich die erste Nacht nach einem Bafana Bafana-Spiel ohne Dauertuten der Vuvuzelas in Kapstadt verbracht. Und ich habe es richtig vermisst. Nur hier und da war ein trauriges Tröööt in Moll zu vernehmen. Obwohl Südafrika gegen Frankreich sensationell gewonnen hat, steht es jetzt mit leeren Händen da. Es ist ja immer schlecht für die Stimmung, wenn der Gastgeber als Erster die Party verlässt. Für die Südafrikaner tut es mir aber
besonders leid. Mir kam es so vor, als wären gerade alle warmgelaufen. Die größten Rugby und Cricket Fans haben insbrünstig über Abseits ja oder nein diskutiert. Ganze Familien saßen am Spieltag in ihren Bafana-Trikots in den Cafés und hatten sich für den Tag freigenommen. Das erhoffte Gemeinschaftsgefühl war defintiv in Kapstadt angekommen.
Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergeht. Denn bislang waren die Fan-Meilen nur dann wirklich gefüllt, wenn die Südafrikaner gespielt haben. Zumindest hier in Kapstadt. Zwar steht in jedem kleinen Café ein Fernseher, und jedes Spiel wird übertragen. Aber das
Herz schlug eindeutig für Bafana Bafana. Für die Spiele der deutschen Mannschaft musste ich schon einen “Biergarten” finden um WM-Stimmung zu haben.
Ich befürchte, dass für viele die WM jetzt vorbei ist. Wir werden es an den Stadien sehen, denn 75 Prozent aller Tickets wurden an Südafrikaner verkauft. Aber wer weiß. “Out, but not down” titelt heute die Cape Times. Und das zu Recht. Die Südafrikaner haben sich gut geschlagen. Sie konnten nach dem Sieg gegen die Franzosen erhobenen Hauptes vom Platz und aus dem Turnier gehen. Und Präsident Jacob Zuma tröstet seine Landsleute mit den Worten: “Südafrika wird nicht mehr dasselbe sein nach dieser Weltmeisterschaft 2010. Sie war erst der Beginn einer positiven Entwicklung für unser Land, die noch lange nach dem Schlusspfiff anhalten wird.” Was soll er auch anderes sagen, aber es wäre Südafrika tatsächlich zu wünschen.
Auf dem Rückweg vom Spiel habe ich gestern im Autoradio gehört: “Wir Südafrikaner finden immer einen Grund zu feiern. Selbst nach einer Beerdigung gibt es die “After-Tear”-Party.”Vielleicht gilt das ja auch für den Fußball. Einen Tag Trauer um Bafana Bafana und dann geht das Fußball Fest weiter.